Neusorg. (öt) Der Wahlkampf für die Kommunalwahlen 2020 biegt in die Zielgerade. Im Gasthof Dumler stellten am Dienstagabend die Neusorger Christsozialen ihr Wahlprogramm vor.

CSU-Bürgermeisterkandidat Oliver Becher hob dabei heraus, er möchte seine Heimatgemeinde Neusorg in eine positive Zukunft begleiten und die bisher gepflegte konstruktive Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen in bewährter Weise fortsetzen.

Möglichkeiten die Lebensqualität in Neusorg zu steigern sah er dennoch. So schwebt ihm vor die Öffnungszeiten der Verwaltungsgemeinschaft so anzupassen, dass auch Berufstätige die Ämter besuchen können. Weiter wünschte er sich eine internetgestützte Mitfahrzentrale.

Verbesserungsansätze sah Becher auch in der Infrastruktur. Er könne sich den Aufbau einer Nachbarschaftshilfe vorstellen. Ebenso liegt ihm der Erhalt der Arztpraxen und der Apotheke am Herzen. Seine Ziele sind auch die Optimierung der digitalen Versorgung und die Erschließung eines weiteren Gewerbegebiets.

Ins Auge fasste der Bürgermeisterkandidat ebenso die Bildung eines Jugendgemeinderats und die Schaffung von Treffpunkten für jüngere, aber auch ältere Mitbürger. Nicht minder will er das Ehrenamt und die Vereinsarbeit fördern. Dabei ziehe er auch die Nutzung von Synergieeffekten in der Vereinslandschaft in Betracht.

Oliver Becher verfolgt eine Stärkung der Biodiversität mit der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten. Damit verbinde er auch die höchstmögliche Vermeidung von Bodenversiegelung. Insgesamt gesehen möchte er die Attraktivität der Gemeinde neu betonen und steigern.

Die Kandidaten der Christlich Sozialen Union für die Kommunalwahlen stellten Vorsitzender Johannes Koller und dessen Stellvertreter Markus Dumler vor. Dabei präsentierten sie jeden einzelnen Kandidaten und gaben Erläuterungen zu dessen Engagement in den Vereinen und Verbänden.

Einen Rückblick auf die zu Ende gehende Legislaturperiode gab Fraktionsvorsitzender und zweiter Bürgermeister Dr. Günther Fütterer. Die Arbeit in der Fraktion bezeichnete er als Traum – ohne persönliche und parteiliche Profilierung. Er streifte das Wahlprogramm der CSU von vor sechs Jahren. Dazu zählten die Städtebauförderung, die Sanierung des Media-Geländes, der Ausbau der Gemeindeverbindungsstraßen nach Höll und Stöcken, ein schnelles Internet und die Anschaffung von Feuerwehrautos für die Ortswehren.

Gelungen sei die damalige Forderung des Schuldenabbaus. Der Schuldenstand konnte von etwa 2,7 Millionen Euro im Jahr 2014 auf inzwischen rund eine Million Euro verringert werden. Möglich war dies alles nur durch die sachliche Zusammenarbeit im Gemeinderat und mit der Verwaltung sowie durch Stabilitätshilfen von insgesamt 3,045 Millionen Euro seit 2013.

Neu im Laufe der Periode hinzu gekommen seien durch neue Fördermöglichkeiten der Radweg nach Schwarzenreuth, das „Haisl“ in Wernersreuth, Kolpinghaus Riglasreuth, Bahnhofssanierung und die Ganztagsbetreuung in der Schule. Noch nicht in Angriff genommen wurde der Ausbau des Weges von Wernersreuth nach Oberwappenöst und die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets.

Angedacht sei jedoch schon die energetische Sanierung des Ärztehauses, die Barrierefreiheit in der Schule mit grünem Klassenzimmer, die Straßensanierung in Weihermühle, die Erschließung eines neuen Baugebiets und die Sanierung von Wasser- und Abwasserleitung sowie Kläranlage. Dr. Fütterer schloss mit den Worten „Schenken sie ihr Vertrauen der CSU-Liste und Bürgermeisterkandidat Oliver Becher“.

 

„Gemeindepolitik im Wandel – pragmatische Ansätze und Antworten statt Mythen und Ideologie“

Dem CSU-Ortsverband Neusorg gelang es am Dienstagabend einen hochkarätigen Referenten an Land zu ziehen.

Alexander Herzner, Master of Science und Lehrbeauftragter an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden, sprach vor großem Publikum über das Thema „Gemeindepolitik im Wandel – pragmatische Ansätze und Antworten statt Mythen und Ideologie“.

In seinem mit Lichtbildern untermalten Vortrag betonte er, in der Sache habe die Umweltaktivistin Greta Thunberg recht. Der Planet Erde sei an seiner Belastungsgrenze angelangt. Hier griff er das Ozonloch, den Stickstoffkreislauf, das Artensterben und die Klimakrise auf. Es sei jedoch noch nicht zu spät und es könne etwas für die Umwelt getan werden. Beispielsweise erhole sich das Ozonloch seit dem FCKW-Verbot.

Klimawandel habe es schon immer gegeben, erklärte der Wissenschaftler. Jedoch war dieser in der Vergangenheit nur punktuell und nicht in dem heutigen Ausmaß. Dieser geschah auch nicht so schnell und wurde nur durch einschneidende Vorkommnisse wie Vulkanausbrüche hervorgerufen. Der Klimawandel der letzten 50 Jahre erfolgte wesentlich schneller. In sechs Metastudien kamen Wissenschaftler bei 11944 Publikationen zu dem Ergebnis das zu 97 Prozent menschlicher Einfluss dazu geführt habe.

Der Frage, ob die Sonne am Klimawandel schuld sei, widersprach M. Sc. Alexander Herzner mit einem Schaubild auf dem mit Kurven die abnehmenden Sonneneruptionen aber steigende Temperaturen dargestellt waren. Er sprach auch den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre in den vergangenen 800 000 Jahren an. Bohrkerne im Eis bewiesen, dass nur in den letzten 50 Jahren ein starker Anstieg zu verzeichnen sei. Den Anstieg der Erderwärmung im letzten Jahrhundert machte er mit Grafiken deutlich.

Artensterben, Versauerung der Ozeane, überhöhter Fischfang, Abholzen von Regenwäldern und die Plastikverschmutzung der Meere nehmen zu, hob der Referent hervor. Letztes belegte er mit einem kurzen Film von den Midway-Inseln im Nord-Pazifik - rund 2 000 Kilometer vom Festland entfernt liegend. Darin zu sehen waren eindrucksvolle und nachdenklich stimmende Bilder von verendeten Vögeln in deren Mägen sich Unmengen von Plastikabfällen befanden.

Unter dem Stichpunkt „Agenda 2030“ sprach M. Sc. Alexander Herzner die von den Vereinten Nationen geforderten 17 Nachhaltigkeitsziele an, die von keiner Armut über Bildung und sauberes Wasser sowie Frieden und Gerechtigkeit bis hin zu Partnerschaften zur Erfüllung der Ziele reichen.

Der Referent empfahl großes Abfallaufkommen zu vermeiden und zu versuchen diese Stoffe der Wiederverwertung zuzuführen. Ebenso riet er Synergien zu nutzen und defekte Geräte nicht sofort wegzuwerfen, sondern zu reparieren. Dies spare Rohstoffe. Dazu warf er auch die CO2-Steuer, Tempolimit, Fleischverzicht und Flugsteuer mit in die Waagschale. Jeder hinterlasse seinen ökologischen Fußabdruck. Deshalb gelte es bereits beim Kauf von Waren sinnvoll abzuwägen.

Zum Ende seiner Ausführungen erinnerte der Redner an den Artikel 151 der Bayerischen Verfassung und an den Grundsatz „Eigentum verpflichtet“. Diesem zufolge sollten alle dem Gemeinwohl dienen und keinen Nutzen daraus maximieren.

Neusorgs CSU-Vorsitzender Johannes Koller erklärte im Anschluss an den Vortrag, alle hätten die Aufgabe die Welt zu bewahren und zu erhalten. Referent M. Sc. Alexander Herzner stellte sich danach den Fragen der Zuhörer und beantwortete diese.

Vortrag

Im Beisein von CSU-Vorsitzenden Johannes Koller (von links) überreichte Bürgermeisterkandidat Oliver Becher an Referenten M. Sc. Alexander Herzner zum Dank für dessen interessanten Vortrag eine Flasche Rotwein. Mit im Bild Neusorgs zweiter Bürgermeister Dr. Günther Fütterer.

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